
Ort. Paralleluniversum 789
Zeit: Endlossommer
Liebe Menschen,
was möchte ich heute aus einer anderen Welt mitteilen?
Etwas über Wahnsinn.
Wahn ist für mich keine Verhaltensmarotte, eine schlechte Angewohnheit, über die man hinweg gehen kann, indem man sagt „spinnt ihr?“ und dann lachen alle und der Spuk hat sich.
Wahn oder Wirklichkeit?
Im Wahn zu leben, bedeutet sich in einem ständigen Alarmzustand zu befinden. In der Wirklichkeit zu leben, bedeutet die Sinne immer wieder zu beruhigen.
Im Wahn ist jede Wahrnehmung grausam eindimensional – alles wird zur Gefahr, die beseitigt werden muss.
In der Wirklichkeit spüren wir Kontraste, Nuancen, Abstufungen, die wir aushalten können.
Wahn ist der verunglückte Bruder von Fantasie und Vorstellungskraft.
Fantasie und Vorstellungskraft aktivieren wir, um uns in unserer Welt unbeschwerter und weitsichtiger zu machen. Wahn dagegen lotst uns in geistige Kurzschlüsse, unberechenbare Gefühlsausbrüche und nicht enden wollende Getriebenheit. „Optimierungsgelassenheit“, eine Optimierung, durch die Menschen das Leben friedlich, lustvoll, ressourcenschonend angehen, ist der Feind des Optimierungswahns.
Optimierungswahn kreiert „bösartige Optimierung“.
Wie? Optimierungswahn
richtet die Fantasie zugrunde, erlaubt keine Entspannung, keinen Frieden, macht unbeherrscht, launisch, hyperempfindlich, kennt nichts Wertvolles.
Der Horror, den Optimierungswahn auslöst, zeigt sich in seiner Freischaltung von Zerstörungswut, Kontrollzwang und Herrschsucht. Optimierungswahn hat diesen Schrecken weil er Regieanweisungen von starken, negativen Gefühlen bekommt: Gier, Misstrauen und Hass.
Gier triggert Herrschsucht. Der Optimierungswahn spricht: "weitreichende Macht und ungehinderte Einflussnahme, davon kann es nie genug geben".
Misstrauen feuert Kontrollzwang an. Der Optimierungswahn spricht: "Nur wer und was unbarmherzig beobachtet und zurechtgestutzt wird, dem ist zu trauen".
Hass beflügelt Zerstörungswut. Der Optimierungswahn spricht: "Alles, was mich stört, jeder, der mich befremdet, das und die hau ich weg".
Optimierungswahn wird also von einem brisantem Gefühlscocktail gesteuert. Deshalb ist es ein Trugschluss, er sei nur der Plot eines Gruselfilms, den wir abschalten können, wenn wir meinen, genug zu haben.
Optimierungswahn ist Teil eines Wirtschaftslebens auf der Erde, das immer absurder wird.
Was kann ich in Eurer Welt sehen? Internationale Unternehmen führen bizarre Handelskriege. Eine Flut von Produkten, die ihr überhaupt nicht braucht - von Schlankheitspillen bis zur Suppe im Mini-Glas - beherrscht Eure Märkte. Trotz Pandemien bleiben Branchen unverändert ohne Fürsorge für Gesundheit. Tourismus wird gehandhabt als einen Akt des fremdes Land besetzen, nicht des Fremdes bewundern. Fahrzeuge klemmen im Schnelligkeitsrausch fest.
Der Ausbruch aus dem Irrenhaus des Optimierungswahn gelingt nicht so:
Nicht durch Gefühllosigkeit - das ist als Gegengift zu fad.
Nicht durch ein für krank erklären – das bringt uns nur in Angst.
Nicht durch Jammern - das wäre feige.
Die nächste Evolution der Wirtschaft in Eurer Welt schreit nach vom Wahn Genesenen und Kurierten. Sie schreit nach den ernsthaft Vergnügten, den geschmeidig Widerspenstigen, und den weltoffen Tiefblickenden.
Cheerio aus dem anderswo und anderswann!
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